Der Einfluss des Nationalsozialismus auf
den Antisemitismus im Nahen Osten

Zielgruppe: Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 18 und 27 Jahren mit einem Migrations- und/oder Fluchthintergrund aus dem Nahen und Mittleren Osten

Laufzeit: 1. April 2024 – 30. September 2024

1 Projekthintergrund

Von 2018 – 2021 wurde unter der Trägerschaft der Zentralen Bildungs- und Beratungsstelle für Migrantinnen und Migranten e.V. (ZBBS) in Kiel das vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderte Projekt “ALL IN” erfolgreich durchgeführt. Ziel war es, bei Jugendlichen mit und ohne Fluchterfahrung über Wissensaufbau und soziokulturelle Sensibilisierung zum Holocaust Vorurteile und Antisemitismus abzubauen. Am Ende des Projektes stand die Gründung des transkulturellen Netzwerks “ALL IN” für zivilgesellschaftliches Engagement gegen Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit in Schleswig-Holstein, in dem sich Jugendliche ehrenamtlich engagieren. Das Netzwerk „All IN“ wurde am 1.Oktober 2019 gegründet und engagiert sich seitdem mit verschiedenen Aktivitäten gegen Antisemitismus bei Migrant*innen- und Neu-Zuwanderergruppen. Aktuell engagieren sich ca. 50 Personen ehrenamtlich in dem Netzwerk.

Arabischer Antisemitismus steht insbesondere mit der Staatsgründung Israels in Zusammenhang und kopiert häufig europäische und nationalsozialistische Bilder des Antisemitismus. Nicht selten werden die Verfolgung und Vernichtung von Juden im Holocaust verharmlost oder gar gerechtfertigt. Die Geschichte der europäischen und besonders deutschen Judenverfolgung wird in der arabischen Welt nicht unterrichtet oder in verzerrter Weise dargestellt. So sind bei muslimischen Jugendlichen vielfältige antisemitische Stereotype zu finden und macht sich der Antisemitismus meist anhand des Nahostkonfliktes bemerkbar. Darüber hinaus scheint auch ein islamistisch argumentierender Antisemitismus auf dem Vormarsch. Radikale islamistische Gruppierungen sprechen oft von Juden als Feinden des Islams. Nach Meinung von Ahmad Mansour findet in der muslimischen Community kaum eine Auseinandersetzung mit Antisemitismus statt und bedarf es dringend pädagogischer Interventionen.

2 Projektbeschreibung

Vor diesem Hintergrund möchte das Netzwerk „All In“ der o.g. Zielgruppe ein Bildungsangebot machen, in dem sich die Projektteilnehmenden mit dem Staat Israel, dem Nahost-Konflikt, den arabischen Staaten sowie bestehenden Friedensinitiativen auseinandersetzen. Ziel ist, dass die Teilnehmenden durch neues Wissen ihre persönliche Haltung zu Israel kritisch zu reflektieren lernen und antisemitische Einstellungen ggf. revidieren. Ein wesentlicher Aspekt des Konzeptes ist, dass der Seminarleiter aufgrund seiner eigenen biografischen Herkunft mit den kulturellen Hintergründen, die antisemitische Denkmuster produzieren, bestens vertraut ist. 

  1. Wissensaufbau und Dialog

Da viele Jugendliche kaum oder nur verzerrtes Wissen über den Konflikt im Nahen Osten haben und nicht selten ein polarisierendes Schwarz-Weiß-Bild vom arabisch-israelischen Konflikt mit sich tragen, in dem Juden häufig nur als Täter und Muslime nur als Opfer vorkommen, wird mit einer Seminarreihe Wissensaufbau betrieben und angestrebt, auch eigene Emotionen und Verstrickungen erkennen. Insbesondere die Beschäftigung mit der Geschichte soll helfen, Bewusstsein und Wissen über politische Prozesse der Radikalisierung und des
Antisemitismus zu schaffen. Die Vorgeschichte des Nahostkonflikts seit Mitte des 19. Jahrhunderts umfasst notwendig sowohl die Endphase des Osmanischen Reiches, die Kolonialgeschichte und Geschichte der postkolonialen Konflikte in der Region (Eckmann/Kößler 2020, S. 14) als auch den Antisemitismus des deutschen Nationalsozialismus.

→ Seminarreihe zum Thema „Einfluss des Nationalsozialismus auf den Antisemitismus im Nahen Osten“: 

Die Seminare finden monatlich in einer festen Gruppen mit 10 Teilnehmenden an einem Wochenende in der ZBBS e.V in Kiel und an speziellen (Lern-)Orten statt (z.B. in der Kieler Synagoge, dem jüdischen Museum Rendsburg oder der KZ-Gedenkstätte Neuengamme) statt. Ein Seminartag dauert 3 Stunden, Besuche außerhalb ggf. länger. Die gesamte Seminarreihe umfasst 24 Wochen

Seminar 1:

Tag 1: Geschichte der Bildung von Nationalstaaten und die Entstehung des Nationalismus, 3-4h

 

Tag 2: Besuch des jüdischen Museums Rendsburg bzw. des Landesmuseum

Seminar 2:

Tag 1: Phänomenologie der Religion, welche Rolle haben Judentum, Christentum und Islam in politischen Entscheidungsprozesse gespielt?

 

Tag 2: Die Stellung Jerusalems in der jüdischen Religion und die emotionale Bindung der Juden an die Stadt Jerusalem

Seminar 3:

Tag 1: Der moderne Nahe Osten

 

Tag 2: Staatsbildung für Juden vor und nach der Entstehung der zionistischen Bewegung

Seminar 4:

Tag 1:  Die Einwanderung von Juden nach Palästina und der Beginn des Staates Israel

 

Tag 2: Der Beginn des Nahostkonflikts  und die Entstehung der nationalistischen Bewegungen im Nahen Osten sowie ihre Verbindung mit NS-Deutschland

Seminar 5:

Tag 1: Holocaust und Israel

 

Tag 2: Besuch der KZ-Gedenkstätte Neuengamme

Seminar 6:

Tag 1: Friedensbewegung im Nahen Osten

 

Tag 2: Vorbereitung für eine öffentliche Veranstaltung und Abschlussrunde

 

Methoden: Inputvorträge, Gruppendiskussionen

Wichtiges pädagogisches Prinzip ist die Anerkennung des Narrativs der Anderen und das Hinterfragen des eigenen Anteils.

Online Angebot

Es wird eine Projektwebsite entwickelt, über die ein Wissenstransfer auch für externe Interessierte möglich ist. Die Website wird auf Deutsch, Farsi und Arabisch abrufbar sein. Neben Textbeiträgen werden auch die oben skizzierten Seminare on demand kostenfrei angeboten

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